„Wenn wir schon nach Thailand fahren, machen wir auch einen Tauchkurs. Beide.“ Klare Ansage von meinem Freund. Tauchen? Das ist doch gefährlich! Große Fische. Die können mich doch fressen, oder? Das ist nicht gut… Aber er hat ja recht und nach Thailand will ich unbedingt, also Augen zu und durch.
Nach etwas Recherche im Netz stoße ich auf eine Tauchschule in München. „Schnuppertauchen für knappe 50 EUR.“ Das ist doch was. Muss ja nicht unbedingt sein, dass man sich überlebensnotwendiges Wissen auf Thai-Englisch von einem freudestrahlenden, leicht angetrunkenen Barkeeper/Hotelbesitzer/Tauchlehrer erklären lässt – so meine damalige Vorstellung. Also ab nach München, 1 Stunde Theorie auf Bayerisch, damit kann ich was anfangen. Da lernen wir dann – ja, gefährlich kann es schon mal werden, aber es gibt viele Regeln und einiges an Technik, die das verhindern sollen. Beruhigend. Und überraschend. Das hätte ich nicht gedacht, was so eine Tauchausrüstung alles kann.
Nach der Theoriestunde wird uns das Equipment für den ersten Tauchgang gereicht. Anzug, Flossen, Atemregler, Flaschen stehen bereit, Bleigurt, Maske, Schnorchel. Wir haben nämlich gar nichts. Noch nicht mal schnorcheln war ich bisher. Und eigentlich wollte ich auch nie so genau wissen, was da unter mir im Meer alles ist. Mit Schnorcheln fängt der Tauchkurs an. Flossenschlag, Schnorchel auspusten – hin, her, hin, her – OK und jetzt tauchen wir ab. Meine größte Angst: meine Ohren. Druckausgleich kann ich bestimmt nicht. Seit einer Mittelohrentzündung (die Hölle!) bin ich super vorsichtig geworden, was die Ohren betrifft. So hangel ich mich jetzt die Treppenstufen im Turmspringerbecken nach unten. Stufe für Stufe. Druckausgleich, kurzes OK zum Tauchlehrer, der neben mir ist und abwärts zur nächsten Stufe. In der Geschwindigkeit klappt es ganz gut mit den Ohren. Mein Freund ist auf der anderen Seite des Tauchlehrers und hat wie immer keine Probleme mit neuen Sportarten. Während ich noch mit mir selbst kämpfe, sehe ich ihm schon an, dass ihm das bald zu langweilig wird. Er testet schon ausgiebig das Tarierjacket – Luft rein, Luft raus – während ich mich noch brav an die Stufen klammere. Plötzlich berühren meine Flossen den Boden des 5m Beckens.
5 Meter!
Wow – ich bin stolz. Und als ich mich dann umdrehe… überwältigt. Eine Gruppe Apnoe-Taucher (die ohne Equipment) gleitet an mir vorbei und das Licht der Deckenbeleuchtung spiegelt sich im Wasser. Ein magischer Augenblick, voller Ruhe. Es ist wirklich eine andere Welt. Wie muss das erst im Meer sein!
Zurück an der Oberfläche sind wir erst mal beide total geflasht. Unser Tauchlehrer rät uns, wir sollen doch Theorie, Pooltauchgänge und die Prüfung noch in München machen und im Urlaub dann nur noch die Freiwassertauchgänge abschließen. Das geht? Perfekt. So wird’s gemacht.
Als wir dann 3 Wochen später im Paradies sind ist die Erleichterung groß, dass wir die Zeit hier nicht mit pauken verbringen müssen. Die thailändische Tauchschule hat unsere „Überweisung“ aus Deutschland akzeptiert und nach Vorlage der Tauchtauglichkeitstests unseres Hausarztes melden wir uns für den ersten Freiwassertauchgang an. Ist das aufregend!
Seesterne sind blau. Und rießig. Ich fühle mich wie eine Forscherin, die sich durch bisher unbekannte Welten bewegt.
Nach einigen Jahren mit dem Open-Water-Tauchschein und vielen Tauchgängen bereue ich die Entscheidung und das investierte Geld nicht im geringsten. Es ist immer wieder beeindruckend die Unterwasserwelt zu erleben und das Gefühl der Schwerelosigkeit zu spüren. Entgegen meiner ursprünglichen Annahme sind die mir bekannten Tauchschulen in Thailand sehr gut ausgestattet und die Tauchlehrer alle zuverlässig und professionell. Alles in allem absolut empfehlenswert.